Der Orgelneubau von Willi Peter

Im Jahr 1969 wurde ein technischer Neubau der Firma Willi Peter, Köln, unter Verwendung einiger historischer Prospekteile in Betrieb genommen. Die Orgel besteht bis heute und besitzt 28 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal.

Das gewachsene historische Gehäuse wurde aufgegeben, um mit Hilfe moderner HauptorgelErweitungen ein gewünschtes dreimanualiges Instrument realisieren zu können.

Das neue Instrument sollte die Bedürfnisse der modernen Musizierpraxis erfüllen. Eine Orgel in der Art des mutmaßlich ursprünglichen Instrumentes zu rekonstruieren, wurde dabei nicht angestrebt. Wohl aber sollte die historische Fassade beibehalten werden.

Das Petersche Konzept

Willi Peter ging den folgenden Weg: Das ehemalige Hauptwerksgehäuse wurde aufgegeben und ähnlich der mutmaßlich ursprünglichen Anmutung unter Weiterverwendung historischer Dekorelemente neu errichtet. Dabei wurde die Seitenfront stark vertieft, um das geplante Pfeifenwerk und einen Stimmgang aufzunehmen. Der knappe Platz im ebenfalls neu hergestellten Unterkasten wurde mit einem Gebläsemotor und verschiedenen mechanischen und elektrischen Steuerkomponenten ausgefüllt.

In die Front der Orgel wurde ein ausladender und zur barocken Anmutung stilfremder Spielschrank eingefügt, wie ihn Peter zu dieser Zeit bei neuen Instrumenten häufiger baute (vgl. Köln- Klettenberg).

Registertableau

Durch die baulichen Vorgaben des Barockprospektes wurde ein für die große Stadtkirche zu eng mensurierter Prinzipal 8′ eingebaut. Entsprechend unzureichend (leise) ist die Klangausbeute dieser Stimme. In logischer Konsequenz ergab sich ein im Gesamten viel zu schwaches Instrument.

Für das Pfeifenwerk des beim Neubau hinzugetretenen Rückpositivs wurde aus Tischlerplatten ein einfaches, lackiertes Gehäuse errichtet und an die Brüstung gesetzt. Die Aufstellung des Pfeifenwerkes folgt nicht der Gehäusevorgabe, wodurch etliche Pfeifenverführungen und lange Kondukten (Versorgungsschläuche) notwendig wurden. Im Verlauf des Bestehens wurde dem Werk ein weiteres helles Obertonregister hinzugefügt.

Die Pfeifen des ebenfalls neu erbauten Schwellpositivs wurden hinterständig fast unsichtbar wie ein Rucksack oberhalb des Hauptgehäuses untergebracht.

Zur Aufnahme des Pfeifenwerks des Pedals wurden zwei freistehende Pedaltürme links und rechts neben dem Hauptgehäuse installiert. Ein Zungenregister in Achtfußlage wurde in den 1990er Jahren ausgebaut und gegen eine gebrauchte Posaune 16′ mit halber Becherlänge ersetzt.

Die Klangästhetik

Alle Arbeiten an der Peter-Orgel der Stadtkirche Wermelskirchen standen unter dem Dogma der sogenannten „Orgelbewegung“, einer vor allem in Deutschland verbreiteten ideologischen Strömung zur Wiederbelebung einer vermeintlich barocken Klangästhetik. Als Gegenbewegung zur Romantik sollten bewusst weiche und füllige Klangfarben vermieden werden und hochliegende Stimmen einen klaren und durchsichtigen Klang erzeugen. Dies ist ein zweiter Grund, warum die Wermelskirchener Peter-Orgel heute zwar kräftige helle Töne erzeugt, ihr aber das Grundvolumen fehlt, um den großen Kirchenraum angemessen zu füllen.

Diese Umstände haben zur Folge, dass eine Begleitung des Gemeindegesangs entweder sehr leise geschieht, oder die Orgel weit „ausgefahren“ werden muss, um einigermaßen den Raum zu füllen. Dabei behilft sich ein Organist aufgrund fehlender oder defekter Stimmen dadurch, dass er aus den drei vorhandenen Manualwerken halbwegs passende Register zusammensucht und die Werke verkoppelt. Unterm Strich bleibt so eine kaum sinnvoll registrierbare, faktisch einmanualige Orgel übrig, die ihren Hörerinnen und Hörern nur wenige unterschiedliche Klangfarben bietet.

Aktuelle Schallpegelmessungen bestätigen den subjektiven Eindruck fehlender Klangfülle: Unsere Orgel erbrachte, solistisch mit allen Registern (Tutti) in einem voll besetzten Gottesdienst gespielt, lediglich 78 dB/A. Eine sinnvolle Begleitregistrierung liegt in der Lautstärke weit darunter, für kräftige Sänger sogar unterhalb der Hörschwelle. Im Vergleich dazu präsentierte sich die Kantorei mit stolzen 86 dB/A. Die (verstärkte) Sprechstimme unseres Pfarrers brachte angenehm wahrnehmbare 82 dB/A.